


Ein gewisses Maß an Langeweile ist förderlich für die Entwicklung des Kindes. Denn wenn die Großen ihm nicht immer vorgeben, womit es sich beschäftigen soll, sucht es selbst nach Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben.
Der kleine Nasenbär weiß nichts so richtig mit sich anzufangen. Alles ist langweilig. Doch irgendwann kommt die rettende Idee.
Die wundervollen Illustrationen entstammen der Feder von Ursula Mock.
Frau Distler, Frau Mock, können Sie sich noch erinnern, was Ihre Eltern für einen Berufswunsch für Sie hatten?
Cindy Distler: Meine Eltern hatten keinen besonderen Berufswunsch für mich, aber mein erster Berufswunsch war Seiltänzerin im Zirkus. Da war ich ungefähr sechs. Geschichten hab ich mir damals schon ausgedacht und mit abenteuerlicher Rechtschreibung niedergeschrieben. 11 Jahre Später hab ich mich aber doch für eine Ausbildung zur Industriekauffrau entschieden. In der Zwischenzeit habe ich Ferienjobs diversester Art gemacht, um Geld zu verdienen und zu schauen, was für mich passt – auf der Erdbeerfarm, im Supermarkt, an der Tankstelle, in einer Wäscherei, in der Spielhalle, als Babysitter und als Englisch-Nachhilfe.
Ursula Mock: Cindy, ich wusste gar nicht, dass du mal auf einer Erdbeerfarm gearbeitet hast – wie lecker! Meine Eltern haben sich für mich nur eines gewünscht: Dass ich glücklich werde und meine Talente nutze. Und ich wollte damals nur eines nach dem Abi – Kunst studieren! Unbedingt! Dafür habe ich damals alles gemacht. Mittlerweile bin ich gleichzeitig Lehrerin und Illustratorin, was ziemlich gut zusammen passt, wie ich finde. Und meine Eltern finden das übrigens auch.
Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag bei Ihnen beiden aus?
Ursula Mock: Ich stehe um 6:00 Uhr auf, fahre in die Schule und unterrichte meist ca. bis 15:45 Uhr oder bereite bis dahin meinen Unterricht vor. Dann fahre ich nach Hause, hole meine Tochter aus der Kita ab. Da ich als Teilzeit-Lehrerin tätig bin, kann ich am Wochenende und an meinem „freien Tag“ malen. Das klappt aber nur, wenn gerade keine Deutscharbeiten zur Korrektur auf meinem Schreibtisch liegen. Dann muss am „freien Tag“ korrigiert werden. Oder in meinem Internetshop sind viele Bestellungen, die gepackt werden wollen. Das Malen ist immer die Belohnung am Ende eines Tages und in freien Momenten. Deshalb ist es für mich etwas ganz Besonderes und Wertvolles. Eine kleine eigene Insel im Trubel des Alltags, auf der es still und wunderbar sonnig ist. Auf dieser hellen Insel wartet zwar auch Arbeit, aber eine ganz besondere Arbeit, die ich immer sehr genieße.
Cindy Distler: Ich stehe um 5:45 auf, versorge Kind, Katze und Hund, und fahre um 7:00 auf Arbeit. Um 13:30 wenn ich wieder nach Hause komme, warten meine verschiednenen Haus- und Hofarbeiten auf mich. Auf einem Bauernhof gibt es immer unterschiedliche Dinge, die getan werden müssen. Im Frühling werden Wildkräuter gesammelt, der Garten vorbereitet und das Feld beackert, damit wir die Kartoffeln stecken können. Weizen wird für die Hühner gesät. Im Sommer wird gegärtnert, die Wiesen müssen gemäht und der Hof sauber gehalten werden. Dazwischen werden überall Reparaturen gemacht, die gerade auftauchen. Im Herbst wird geerntet und eingelagert und eingekocht, was das Zeug hält. Das ist die Zeit, in der am meisten zu tun ist, und ich mich auf den Winter freue, weil es da endlich ruhiger wird. Ich gehe dann mit meinem Mann in den Wald, um Bäume zu fällen, die krank sind oder raus müssen. Wir machen unser Brennhholz selbst, dann genießt man die Wärme gleich noch ein bisschen mehr. Aber ganz wichtig ist es, dazwischen Pausen zu machen, die Natur zu genießen und den kleinen Dingen Aufmerksamkeit zu schenken. Hier bekomme ich die besten Ideen für meine Geschichten, in denen (bisher) immer Tiere eine Rolle spielen. Ich liebe es draußen zu sein und mir vorzustellen, wie Elfen und Trolle unsichtbar in der Natur ihren Dienst tun und überall um uns herum Magie ist – in jeder Knospe und hinter jeder Wurzel. Das kann ich gut beim Spazieren gehen mit meiner alten Hundedame Emily, weil es recht gemächlich zugeht. Neben meiner ländlichen Karriere arbeite ich bei der Tourismuszentrale. Dort bin ich der Schreiberling, kümmere ich mich um den Social Media Bereich und Pressetermine. Eine gute Mischung, wie ich finde. So hat alles seine Zeit und seinen Platz.
Da ist ja einiges los in Ihrem Leben. Schön, dass Sie noch die Zeit finden, zusammen zu arbeiten. Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass Sie ein Kinderbuch zusammen machen?
Ursula Mock: Ich habe vor zwei Jahren den ersten Schritt als Illustratorin gemacht und bin auf Instagram gegangen. Cindy ist mir ziemlich schnell aufgefallen. Ich mag ihre Gedichte sehr. Sie sind witzig und kurzweilig, haben aber immer einen tieferen Kern. Da hab ich sie einfach mal angeschrieben, ob sie nicht eins in der Schublade liegen hätte, welches ich illustrieren dürfte – einfach so, zum Spaß und zur Übung.
Cindy Distler: Ja, genau – so hat alles angefangen. Ich war total überrascht, dass mich jemand anschreibt, den ich nicht kenne, weil ihr meine Geschichten gefallen. Als ich gesehen habe, was Ursula so macht, war ich gleich total begeistert. So kam unser erstes gemeinsames Mini-Projekt „Die Kröte mit der Flöte“ als Bild auf Papier, dicht gefolgt von unserem Leporello „Die Ratte mit Kravatte“. Spätestens dann war klar, dass wir den 3. Band meiner Reimgeschichten zusammen machen wollen. Die müssen derzeit noch ein wenig hinten anstehen, da unser Kinderbuch „GRUNZFURZSTINKLANGWEILIG„, welches im Herbst 2021 bei Peckelston erscheint, nun erstmal dran ist. Ich liebe es mit Ursula zusammen zu arbeiten – wir schieben uns gegenseitig an, lachen viel und haben zusammen die besten Ideen.
Ursula Mock: Ja, Cindy bringt immer ein bisschen mehr Sonne in mein Leben. Es ist einfach schön und passt total. Im Sommer war ich sogar „unten“ in der fränkischen Schweiz, um sie zu besuchen- sie kommt aus Bayern und ich aus Hamburg. Dass wir es jetzt gemeinsam geschafft haben, bei Peckelston Publishing unterzukommen, ist einfach unglaublich! Ich glaube, das sollte so sein.

Cindy Distler

Ursula Mock (rechts)

